Alfons' Berliner Schnauze

Wau-Wau

Ick werde ja ständig von Leute uff die Straße angequatscht. Kaum geh ick so een paar Minuten, kommt irgendjemand zu mir und sagt: „Was bist du denn für einer?“, „Du siehst aber kuschelig aus.“, „Der ist ja groß.“, „Du siehst ja aus wie ein Schaf.“ und halt allet so wat. Wat willste da antworten? Vielleicht: „Du siehst ooch aus wie een Schaf und benimmst dir ooch so!“? Nee, natürlich nicht. Ick hab nämlich überhaupt nüscht gegen Schafe, aber ick bin keens.


Manche Kinder freuen sich wie verrückt, wennse mir sehen, zeigen uff mir und schreien: „Wau-Wau!“. Dit is, gloob ick, een gutet Zeichen. Meine Führungskraft ruft ooch manchmal voller Bewunderung „Wow!“, wenn sie wat richtig gut findet, also ick zum Beispiel een richtig großen Haufen gemacht habe. Ick nehme also an, dat dit Kind mir richtig gut findet, wenn dit mir gleich zwee mal „Wow“, also „Wau-Wau“ hinterherrufen tut. Denn freu ick mir und wedele wie wild mitn Schwanz und mitn ganzen Körper gleich mit.


Kinder finde ick Spitze. Mit die könnte ick den ganzen Tach spielen. Von die lass ick mir anfassen und am Schwanz ziehen und an die Ohren. Die dürfen sogar mein Ball anfassen. Da bin ick sonst eigen. Ick gloobe, dit würde zwischen mir und die Kinder immer prima loofen, wenn nicht manchmal ganz komische Eltern bei wären. Also mal een Beispiel: Een Kind sieht mir, zeigt mit dem Finger uff mir, gluckst vor Begeisterung und ruft „Wau-Wau“. Ick denke, dit Kind wird wohl mir meinen und rufe mit die gleiche Begeisterung zurück: „Wau-Wau“. Dit Kind freut sich dann meist immer noch, die Eltern aber nicht mehr. Die kieken ganz erschrocken, dit ick ooch wat sagen kann und dat dit, wat ick sage, Tatsache „Wau-Wau“ ist. Denn ziehen sie dit Kind in große Eile von mir weg.


Erwachsene Menschen sind manchmal echt komisch. Manche von die grabschen mir ooch an, ohne vorher zu fragen. Stell dir mal vor, ick mach dit bei die: Also ick lege so een Grabschermensch mal ganz locker meine Pfote uff die Schulter, kiek ihm tief in die Augen und waue ihm wat Nettes ins Ohr. Wat gloobste, wat denn passiert?


Also dit wir uns nicht falsch verstehen, ick bin nicht generell dagegen angefasst zu werden. Ick finde dit allermeistens in Ordnung, aber wer will schon ohne Vorwarnung an den Arsch gepackt werden. Ick dachte, so wat ist bei euch Menschen abgeschafft.


Ick hab übrigens noch nie eene Frau angewaut. Da weeß man ja nie so genau, ob dit nicht vielleicht ne Führungskraft ist und Führungskräfte waut man nicht an. Ick weeß, wat sich gehört.


Ick denke über diese Problematik gerade jetze in diesem Augenblick nach, wo ick beim Friseur bin und meine Sommerfrisur verpasst bekomme. Dit dauert ewig. Deshalb hier mal eene Liste mit Dinge, über die ick noch so nachdenke:

• Warum dürfen Hunde nur zwee Mal am Tag fressen, wenn Führungskräfte doch drei Mal fressen dürfen?
• Wieso bekomme ick pro Mahlzeit immer nur een Fressnapf mit Futter drinne hingestellt? Ick habe genau beobachtet, dass Menschen sich selber bis zu drei verschiedene Fressnäpfe voll Futter pro Mahlzeit hinstellen.
• Wieso sollen Hunde immer sofort reagieren, wenn man sie ruft? Führungskräfte machen dit ooch nicht.
• Wieso bekomme ick immer alle Pfoten gewaschen, wenn ick draußen war? Führungskräfte waschen sich höchstens die Vorderpfoten und mit denen loofen sie nicht mal.
• Wieso braucht meine Führungskraft genau wie ick 3 Stunden beim Friseur, obwohl sie nur uffm Kopf een rudimentären Fetzen Fell besitzt.
• Wieso müssen dicke Hunde zum Diätspezialisten und dicke Schweine ins Schlachthaus?


Na nu weeßte, wat mir so beschäftigen tut, wenn ick beim Friseur zu viele Zeit habe.


Ick geh nicht so gern zum Friseur. Ick bin immer froh, wenn die Sitzung vorbei ist und meine Führungskraft mir endlich wieder abholt. Denn kann ick wieder wat Richtiges machen, also Ball spielen, Kumpels treffen, rennen, fressen oder schlafen. Ick hoffe, dit mir meine Kumpels noch erkennen tun, wenn ick mit die neue Felltracht komme und sie mir gleich aufgeregt entgegenrufen: „Wow! Wau-Wau-Wau!“. Dit heißt unter uns Kumpels so viel wie „Siehst knorke aus. Lass uns spielen.“. Dit ist eene Ansage ganz nach meinen Geschmack.


Bis zum nächsten Mal
Alfons, der Wolf - ähm - Hund im Schafspelz


(Meine hier jeäußerte Meinung zum Bellen gibt nicht unbedingt die Auffassung von die BMT GST Berlin wieder. Dit hier wurde im Zuge von die Meinungsfreiheit veröffentlicht und begründet sich in meine artspezifische Wahrnehmung als Canis lupus familiaris. Alfons)

 

Johanna Stein