Neulich wache ick uff eene schöne weiche Decke in Schatten von een Baum uff. Ick hebe mein Kopp und sehe vor mir een See. Wasser ist ja von die Elemente her so voll mein Ding. Ick will also ins Wasser, aber ick muss erst noch meine Führungskraft fragen, ob ick ooch darf. Aber meine Führungskraft ist gar nicht da. Statt meine Führungskraft sind andere Menschen da. Die haben alle een Halsband um und loofen uff alle Viere an die Leine rum. Een Mensch schreit een anderen an: „Ey Alter, halt Abstand, sonst mach ick Matsch aus dir!“ Der andere dreht den Kopp weg und tut so, als ob er dit nicht gehört hätte.
Andere Menschen in meine Nähe fangen gerade eine Rauferei an. Da kommen ooch schon die Besitzer von die Menschen. Die Besitzer von die Menschen sind Hunde, die uff zwee Beine loofen. In die
Vorderpfote halten sie die Leine von die Menschen. Die Hunde rufen ihre Menschen zu sich und schimpfen mit ihnen.
Eene sehr hübsche Dogge unterhält sich uff die Wiese neben mir mit een sehr übergewichtigen Labrador über ihre Menschen.
Die Doggin: „Ach, die Doris ist wieder so heiß. Da muss ich immer auf der Hut sein. Ein paar Idioten lassen ja ihre unkastrierten Menschen frei herumlaufen.“
Der Labrador schiebt sein Mensch eene Praline in den Mund und antwortet: „Also mein Gerhard ist ein Prachtjunge. Der hat sogar schon Preise gewonnen.“
Die Doggin sabbert, wennse den dicken Labrador ankiekt und sagt: „Vielleicht lasse ich die Doris auch kastrieren. Dann ich muss mir keine Gedanken mehr machen und sie leidet nicht so unter ihrer
Hitze.“
Der Labrador sagt: „Ich biete Gerhard zum Züchten an.“
Die Doggin rückt näher an den Labrador ran: „Wirklich? Wie oft hat er denn schon gedeckt?“
Der Labrador: „Natürlich darf sich Gerhard nur mit reinrassigen Frauen paaren. Ein Mischling kommt mir nicht ins Haus.“
Die hübsche Doggin gibt dem dicken Labrador ihre Visitenkarte. Derweil schnürt sich der geile Gerhard mit sein Halsband die Luft ab, weil er unbedingt zur Doris will. Die kiekt ihn nämlich immer
noch sehr kokett an und wackelt mit ihren Hintern rum. Dit macht den Gerhard rasend. Dann will der dicke Labrador aber weiter und zerrte Gerhard an die Leine hinter sich her. Die Visitenkarte von
die sabbernde Doggin schmeißt er in een Mülleimer, als sie nicht hinkiekt. Sein Gerhard hört überhaupt nicht mehr, weil der nur an Doris denkt und mit die Nase uffn Boden nach ihre Duftspuren
suchen tut.
Uff meine Decke liegt eene Zeitschrift. Die heißt „Dit Recht der Menschen“. Da steht drinne, dit nicht nur Menschen Tiere sind, sondern Hunde ooch. Ick überlege kurz, ob dit stimmen könnte und
komme zu die Überzeugung, dit ooch Menschen Gefühle haben, also sich freuen können oder Schmerz empfinden oder Trauer. Deshalb bin ick wütend, wie ick lese, dit an Menschen in Labore Experimente
gemacht werden. In die Zeitschrift steht ooch drinne, dit Hunde, die Experimente an Menschen machen, Schweine sind, oder so ähnlich.
Weil meine Führungskraft immer noch nicht zu sehen ist, blättere ick weiter in die Zeitschrift rum. Hier mal een paar Beispiele aus dit Heft:
Mir reicht dit mit die schlimmen Geschichten aus die Zeitschrift und ick schäme mir sehr, een Hund zu sein. Ick steh uff und vertrete mir een bisschen die Beene, also die zwee, uff die ick loofen
tue.
Neben dem See ist gleich een Parkplatz. Die Autos stehen in die pralle Sonne. Wie ick da ankomme, seh ick, wie een Mensch voll verzweifelt von innen an eene Autoscheibe kloppt. Er will raus aus
dit Auto, weil dit da drinne irre heiß ist. Ick renne los und suche wie wild nach dem Besitzer von den Mensch, aber der ist nicht zu finden. Nach eine Weile liegt der Mensch japsend uff die
Rückbank und die Zunge hängt ihm raus. Eene freundliche Hündin ruft die Polizei und die schlägt die Scheibe von dit Auto ein und rettet den Mensch in letzte Sekunde. Mann, bin ick froh!
Hoffentlich kriegt der Hund eine ordentliche Strafe für Menschenquälerei.
Ich trabe zurück zu meine Decke unter dem Baum und lege mir hin. Plötzlich höre ick die Stimme von meine Führungskraft. Sie ruft von Weitem nach mir. Ick mache die Augen uff. Meine Führungskraft
sitzt neben mir und krault mir den Kopp, so wie ick dit mag. Sie sagt: „Alfons, du Träumer. Komm, wir gehen ins Wasser.“ Ick schüttele mir kurz den Schlaf ab und schon bin ick uff die Beene und
zwar uff alle viere, wie ick beruhigt feststelle. Nüscht wie ab ins Wasser. Ick brauche ne Abkühlung!
Euer Alfons
PS: Ick wünsche alle Wesen, egal ob uff zwee oder vier oder noch mehr Beene, een schönen Sommer! Ick habe jetzte Urlaub und kann deshalb erst in September wieder een Beitrag für euch
machen.
(Zu mein Traum kann die bmt GST Berlin nüscht sagen. Da war sie ja nicht bei. Falls es dit „Dit Recht der Menschen“ wirklich geben tut, würde ick dit gern abonnieren.)
Johanna Stein
Lieber Alfons,
leider gibt es keine Möglichkeit, „Dit Recht der Menschen“ zu abonnieren, aber wir können dir gern „Das Recht der Tiere“ zuschicken. Das ist für bmt Mitglieder sogar kostenlos. Viel Spaß beim
Lesen!
Dein Rolf von der bmt GST Berlin